Piraten des Kaisers
Regie   Jürgen Stumpfhaus
Kamera Hans Rombach, Hans Jakobi
Ton Norbert Schröder
Schnitt   Josef van Ooyen
Länge   2 x 45 min
Format Video
Jahr / Sendung 1999
Synopsis
Kaperfahrt auf sieben Ozeanen, eine Zeitungsschlagzeile im zweiten Jahr des 1.Weltkrieges. Der deutsche Admiralstab gibt sich zurückhaltender. Denn die Mobilität ist eine Illusion. Fast alle als Hilfskreuzer eingesetzten Handelsschiffe sind 1916 versenkt oder in ausländischen Häfen interniert. Die Nachricht von der Heimkehr des erfolgreichen Kaperfahrers "Möwe" ist zu Zeiten eines festgefahrenen Stellungskrieges dennoch eine willkommene Sensation, hebt sie doch die Moral.

Im Dezember 1916 durchbricht in einer Sturmfahrt erneut ein deutsches Kaperschiff die englische Blockade. Dank der Raffinesse seines Kommandanten, Felix Graf von Luckner, übersteht es sogar die Inspizierung eines englischen Kreuzers vor Island. Sein Name ist "Seeadler", ein bewaffnetes Segelschiff, das sich als norwegischer Holztransporter getarnt hat. Es soll zum meist gejagten Schiff der Weltmeere werden.

Zahlreiche Schiffe werden in den folgenden Monaten von dem "Seeadler" trickreich aufgebracht und versenkt, ohne daß dabei jemand zu Schaden kommt. Weltweit suchen ganze Flottenverbände der Alliierten nach dem "gentleman pirate". Indessen erleidet die Mannschaft der "Seeadler" auf einem unbewohnten Südseeatoll Schiffbruch: Mopelia. Nicht nur der Ort einer höchst eigentümlichen "Robinsonade", sondern auch der Ausgangspunkt für eine abenteuerliche Odyssee. Eine Irrfahrt in einem Beiboot schließt sich an, die den Kommandanten Graf Luckner über die Cook Inseln nach Neuseeland führt. Die restliche Besatzung kapert ein neues Schiff, strandet aber erneut. Auf einem Riff vor dem magischen Zentrum der Südsee: der Osterinsel.

"Die Piraten des Kaisers". Eine szenische Dokumentation mit Archivmaterial. Ein Film mit den Stationen einer Kaperfahrt ins Ungewisse. Eine Odyssee im Auftrag des Kaisers, zwischen Nord- und Südsee.

Pressetexte Der Auslöser der Geschichte stand im väterlichen Bücherschrank des Filmemachers. Der Titel des Buches: "Der Seeteufel". Die abenteuerliche Kaperfahrt der Seeadler. Von Felix Graf von Luckner." Vielleicht löste diese Lektüre das Fernweh aus, das Jahre später Jürgen Stumpfhaus zur See fahren ließ. Auf der legendären Windjammer "Seacloud". 23 war er damals und auf seiner Fahrt vor dem Mast fand er eine abgelegene Insel in der karibischen See, auf der er mehrere Monate verbrachte.

Diese drei Begegnungen sollten 1999 ausschlaggebend sein. Die Legende, das Schiff und der Drehort für die Strandung der "Seeadler". Einem kanonenbestückten Rahsegler, der im ersten Weltkrieg auf Kaperfahrt geschickt wurde und in einer Flutwelle vor einer Südseeinsel im Jahre 1917 versank. So berichtete Graf Luckner.

Doch die Ergebnisse der Recherche waren widersprüchlich. Das Freiburger Institut, das seit Beginn des Jahrhunderts alle Daten von Erd-und Seebeben archiviert, konnte für diese Position erst vier Wochen nach dem Untergang der "Seeadler" eine Flutwelle verifizieren. Doch Ungereimheiten machen eine Geschichte erst spannend.

Die Eigner der "Seacloud" ermöglichten die Dreharbeiten an Bord des Großseglers, der als nostalgisches Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer und in der karibischen See unterwegs ist. Für Max, einen 12 Jährigen Jungen aus Hamburg, ging ein Traum in Erfüllung. Ein Leben unter Piraten. Denn in dem Film sollte er den amerikanischen Messejungen spielen, der 1917 zum Augenzeugen der tatsächlichen Ereignisse wurde. Gespannt beobachte Max die Blicke der Beamten des Bundesgrenzschutzes auf dem Frankfurter Flughafen, als sie im Scanner mehrere Karabiner entdeckten.

Die Reise führte über Saint Lucia, in kleinen Frachtflugzeugen weiter nach Saint Vincent und schließlich nach Bequia, wo der Zöllner unter der immensen Filmausrüstung zielsicher eine Kiste auswählte und öffen ließ. "98 K Karabiner. I hope for decorations only". "No, for pirates only!" In der nur schwer erreichbaren Bucht der Hoffnung, in "Hope Bay", wurde in den nächsten Tagen mit Einheimischen das Lager der gestrandeten Piraten aufgebaut. Jakob Willow, der schwarze Hüter der Bucht und sein weißer Freund Willi, der Ranger, waren dabei eine unschätzbare Hilfe.

Die Darsteller wurden größtenteils auf der Insel angemustert, unter den weißen Nachfahren emigrierter Schotten, die sich im 18. Jahrhundert als Pflanzer oder Walfänger auf Bequia niedergelassen hatten.

Die Reichskriegsflagge wehte vor dem fertiggestellten Strandlager der Schiffbrüchigen, der Ausguck war besetzt, der Drehplan erstellt, als die Wetterstation auf Mount Pleasant das Herannahen eines Hurrikans meldete. Mit 240 Stundenkilometern rase er direkt auf die Insel zu, die erste Bucht die er trifft, wird "Hope Bay" sein.

In den nächsten Stunden spaltete sich die Insel in das Lager der Untergangsbeschwörer und in das der Stoiker. Sollten alle Vorbereitungen, alle Mühe, alle Arbeit im Sturm untergehen? Man rechnete mit einer riesigen Flutwelle, die alles unter sich begraben würde. Wie schon einmal, 1917.

Willi, der Ranger, brachte den neuesten Funkspruch. Der Hurricane habe kurz vor der Insel abgedreht, rase jetzt auf Antigua zu. Die Dreharbeiten konnten beginnen.
Der Wirbelsturm sollte nicht die einzige Gefährdung des Filmes bleiben, die die Filmcrew nur mit Hilfe der "locals" umschiffte. "Die guten Engel sind mit Dir", sagte Willi, der Ranger, zu dem Filmemacher, "vielleicht weil du heimgekehrt bist, nach Bequia. Denn hier haben Träume Flügel. Hier, auf der Insel unter dem Wind, wo gute Geschichten zur Legende werden. Wir helfen dir dabei."

Pressekritiken Kaperfahrten des Seeteufels

"Die Piraten des Kaisers" - Zweiteiliger Dokumentarfilm (1). Sie kaperten fremde Frachter, raubten die verwertbare Ladung und nahmen die Mannschaften gefangen, bevor sie deren Schiffe versenkten. Doch die Männer, die sich da während des Ersten und Zweiten Weltkriegs als Piraten auf den Weltmeeren herumtrieben, handelten im staatlichen Auftrag. Und zumindest einer von ihnen, Felix Graf von Luckner, brachte es durch seinen Bericht ("Der Seeteufel") über seine tollkühnen (Un-)Taten auf hoher See später sogar zu einiger Berühmtheit.

Dokumentarfilmer Jürgen Stumpfhaus hat Luckners Erinnerungen von allem Abenteurer-Seemannsgarn befreit und rekonstruiert mit Hilfe von Archivbildern und anderen Dokumenten die Geschichte der "Seeadler". Ein als harmloser Segler getarntes Kriegsschiff, das 1916 in See stieß und unter Luckners Kommando zahlreiche Nachschub-Frachter der Kriegsgegner versenkte, bevor die Besatzung schließlich auf der Südsee-lnsel Mopelia strandete. Eine spannende Dokumentation, bei der lediglich der Versuch einige Szenen mit (Laien-)Darstellern an Originalschauplätzen nachzustellen, wenig überzeugend ausfallt. Die Männer, die da mit angeklebten Bärten und stets blütenweißen Matrosenhemden auf der Südsee-lnsel unter den Palmen lagern, haben denn doch eher etwas von einer Karnevalstruppe.

Bei einem zweiten Film "Die Piraten des Diktators" (Donnerstag 21.45 Uhr, ARD) konnte Stumpfhaus auf dieses fragwürdige Stilmittel verzichten. Denn auf der "Atlantis", einem als Frachter getarnten Kreuzer, den die Nazis - in ähnlicher Mission wie seinerzeit Luckners "Seeadler"- 1939 auslaufen ließen, war auch ein Kameramann an Bord, dessen sensationelle Bilder hier erstmals zu sehen sind. Darüber hinaus gibt es auch überlebende Matrosen der "Atlantis", die die Archivaufnahmen durch ihre Erinnerungen ergänzen. Und einer von ihnen heißt wahrhaftig Hans Albers. (22.05 Uhr ARD)




Neue Westfälische 23.12.99
Kleinod
"Die Piraten des Kaisers", Dienstag ARD

Kleinod von einer Story: Ein als Handelssegler getarntes deutsches Kriegsschiff kreuzte im Ersten Weltkrieg im Atlantik, kaperte und versenkte in Piratenmanier feindliche Schiffe. Die Handlung beinhaltet ritterliche Taten, Schiffbrüche und Romanhaftes. Etwa daß der schiffbrüchige Kapitän der "Seeadler", nachdem er in einem Biboot 4000 Kilometer weit getrieben war, strandete und von den Maori als Wiedergeburt eines Häuptlings verehrt wurde.
Autor Jürgen Stumpfhaus ließ den exotischen Charme der Geschichte lebendig werden, nahm nachgestellte Aufnahmen, Filmszenen von Seeschlachten und Zitate aus Schiffstagebüchern zu Hilfe. So war seine Dokumentation keine trockene Lehrstunde, sondern eine spannende Geschichte wie man sie sich am Kaminfeuer erzählt. Wegen mancher Ungenauigkeit aber, die sich der Autor erlaubte, rumorte dabei stets die Frage im Hinterkopf, wieviel Seemannsgarn in der ganzen Sache stecken mag.
Cornelia Wystrichowski




Frankfurter Rundschau 23.12.99
Die Piraten des Kaisers (ARD)

Spannende Histore

Was fällt einem zu "Graf Luckner" ein? Der "Seeteufel", der so mächtig "Seemannsgarn" spinnen konnte und noch in hohem Alter Telefonbücher übers Knie brach? Jürgen Stumpfhaus grub die wahre Geschichte über den Kommandanten des "Seeadlers" aus, dem mit Kanonen bestückten Segelschiff der "Kaiserlichen Marine", das "in geheimer Mission" 1916 in See stach, um Handelsschiffe der Kriegsgegner zu kapern und zu versenken. Abenteuerlich, grotesk, kriminell! 13mal hat das geklappt, bis die "Piraten des Kaisers" selber Schiffbrüchige wurden und auf einer paradiesischen Insel Robinson Crusoe spielen durften. Stumpfhaus kramte und fischte zu Tage: Originalfilmaufnahmen, die die Hurra-wir-ziehen-in-den-Krieg-Begeisterung und die später auftretenden Stürme zeigten, denen die Besetzung ausgesetzt war. Kriegstagebücher, aus denen zitiert wurde und die bewiesen, mit welcher Ballermann und Co.- Infantilität ausgewachsenen Männer das Leben angehen. Daten und Fakten, die das schlichte Fazit ergaben, daß die Politik unter Kaisers Regierung nichts mit Menschenrechten zu tun hatte und die Deutschen sich sogar in Schiffskojen als Bürokratenpingel erwiesen.
In den reichlich nachgestellten Szenen an Originalschauplätzen allerdings dominierten wieder die schnieken Marine-Uniformen, kritische Einordnung fehlte. Trotzdem ein spannendes Stück Historie.
Rosemarie Bölts

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